Sonntag, 25. Oktober 2015

Wladimir Putin warnt vor steigender Gefahr eines Weltkrieges – hier einige Gründe

Wladimir Putin warnt vor steigender Gefahr eines Weltkrieges – hier einige Gründe

Tyler Durden

Russlands Präsident Wladimir Putin sonnt sich in der triumphalen Rückkehr Russlands auf die Weltbühne. Was mit der Annexion der Krim begann und dann im Zuge der Unterstützung für die Separatisten in der Ostukraine eskalierte, findet nun seinen bisherigen Höhepunkt in dem dramatischen Eingreifen Moskaus in den anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien.



Natürlich trug die erbärmliche (um nicht zu sagen komisch-absurde) Strategie der USA und ihrer Verbündeten in Syrien maßgeblich zum Erfolg Putins bei. Die verfahrene Situation und insbesondere die verschlungenen Allianzen, die Washington mit Gruppen einging, die sich später als Extremisten erwiesen, konnten leicht von jedem ausgenutzt werden, der strategisch denken kann.


Gegenwärtig müssen Washington, Riad, Ankara und Doha hilflos mitansehen, wie ihre sunnitisch extremistischen Stellvertreterarmeen durch die russische Luftwaffe dezimiert werden.
Der Kreml weiß, dass die Gefahr, der Westen und seine Verbündeten würden direkt zur Unterstützung der Rebellen intervenieren, sehr gering ist. Die dann vermittelten Bilder und Berichte würden sich rasch in einen PR-Albtraum verwandeln.

Diese ganzen Umstände liefern Putin den perfekten Hintergrund, um der Weltöffentlichkeit eine praktische Lektion in Sachen Außenpolitik zu erteilen.

Dabei reichten die Äußerungen und Stellungnahmen von sehr ernstzunehmenden Analysen zu den Gründen, warum der Westen keine Extremisten einsetzen sollte, um einen Regimewechsel in seinem Sinne herbeizuführen, bis hin zu skurrilen Spitzen gegen die USA und ihre Verbündeten.Ihnen warf der russische Präsident in der vergangenen Woche vor, einen »Haferbrei-Verstand« zu besitzen, wenn es um Nahmittelostpolitik gehe.

In seiner Rede vor dem zwölften Treffen des Internationalen Waldai-Forums in Sotschi hielt der russische Präsident eine beeindruckende kritische Rede zu Fragen der Militärstrategie und der Außenpolitik.

Darin ging er auf viele Aspekte von der irreführenden Bezeichnung einiger extremistischer Gruppen als »moderate Rebellen« bis hin zur Sinnlosigkeit eines Atomkrieges ein.

»Warum diese Spiele mit Worten, bei denen Terroristen in ›gemäßigte‹ und ›nicht gemäßigte‹ unterteilt werden? Was ist der Unterschied?«, fragte er und fuhr fort:
»Erfolge bei der Bekämpfung der Terroristen können nicht erzielt werden, wenn man einige von ihnen als Rammbock benutzt, um missliebige Regime zu stürzen, [denn] es ist eine Illusion, zu glauben, dass man [später] schon mit ihnen fertig werden würde, sie von der Macht entfernen und irgendwie mit ihnen verhandeln könnte
Und zur Nahmittelost-Strategie Moskaus sagte Putin:
»Ich möchte noch einmal betonen, dass [die russischen Militäroperationen in Syrien] vollkommen legitim sind und ausschließlich das Ziel verfolgen, dazu beizutragen, den Frieden wiederherzustellen.«
Vermutlich meint er dies tatsächlich ernst und es stimmt wahrscheinlich auch, aber nur als Feststellung einer zufälligen Interessengleichheit. D.h. Frieden in Syrien bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach die Wiederherstellung des Assad-Regimes (denn man kann sich nurschwer vorstellen, wie das Land auf andere Weise kurzfristig wieder stabilisiert werden könnte) – und dies stimmt nun mal mit den russischen Interessen überein.

Dass der Kreml Frieden fördern wolle, ist daher eher eine Tautologie als ein Beleg für Putins Streben, den Menschen Gutes zu tun.

Und dann sind da noch der Iran und sein anlaufendes Atomprogramm. Putin warf den USA vor, sich unberechtigt als »Welt-Atompolizist« aufzuspielen – und in diesem Punkt hat er fraglos recht: Die »hypothetische atomare Bedrohung durch den Iran ist ein Mythos.

Die USA versuchten in dieser Angelegenheit nicht bloß, das strategische Gleichgewicht zu zerstören [und] einfach nur zu dominieren, sondern sie wollten allen und jedem ihren Willen aufzwingen – nicht nur geopolitischen Widersachern, sondern auch den Verbündeten«, sagte er.

In Bezug auf Atomwaffen warnte Putin, einige Nuklearmächte schienen überzeugt zu sein, dass es möglich wäre, aus dem Konzept der Abschreckung (der »gegenseitig gesicherten Vernichtung«,»Mutually Assured Destruction, MAD«) das »gegenseitig« zu streichen.

Nach dem Konzept des »Gleichgewichts des Schreckens« wird ein allgemeiner Atomkrieg dadurch verhindert, dass das angegriffene Land auch nach einem nuklearen Erstschlag noch in der Lage wäre, den Angreifer selbst zu vernichten.

Damit warnte Putin vor der Gefahr einer Militärdoktrin, die einen Atomkrieg für gewinnbar hält. Zu dem amerikanischen Raketenabwehrschild in Europa und zur MAD-Doktrin sagte Putin:
»Wir hatten das Recht, zu erwarten, dass die Arbeiten an der Entwicklung eines amerikanischen Raketensystems eingestellt werden würden. Aber nichts dergleichen geschah, vielmehr wird sie fortgesetzt. Hier handelt es sich um ein sehr gefährliches Szenario, das allen schadet, auch den USA selbst. Die Abschreckung vor [dem Einsatz von] Atomwaffen ist dabei, ihren Wert zu verlieren, und einige hängen sogar der Illusion an, dass in einem weltweiten Konflikt ein tatsächlicher Sieg der einen Seite ohne irreversible Folgen für den Gewinner selbst erreicht werden könnte – wenn es denn überhaupt einen Gewinner gibt.«
Damit gibt Putin zu erkennen, dass die Welt seiner Ansicht nach einen verrückten Kurs eingeschlagen hat.

Offenbar sind die USA überzeugt, dass sie nicht nur in der Lage seien, einen Krieg gegen die Länder zu gewinnen, die Washington willkürlich als »die Bösen« bezeichnet (beispielsweise Russland, der Iran und China), sondern dass Washington glaubt, Amerika könne einen solchenKonflikt gewinnen, ohne mit Folgen rechnen zu müssen, die in etwa den Schäden und Verlusten entsprechen, die die USA ihren Feinden zufügen.

Dies ist aus Putins Sicht eine gefährliche Fehleinschätzung, und zudem eine, die letztlich auch das Leben aller Amerikaner gefährdet.

Wieder einmal ist es Putin, der die Sicht der Dinge prägt und jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um Russland als Macht darzustellen, die nicht damit zufrieden sei, »aus dem Hintergrund heraus zu agieren« (wie den USA von vielen vorgeworfen wird). Und wieder einmal scheint seine Einschätzung bemerkenswert nüchtern und vernünftig in einer Welt, die offenbar tatsächlich kollektiv ihren Verstand verloren hat.



.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen