Die Krise in Syrien: Was geschieht als Nächstes?
Brandon Smith
Die Krise in Syrien und der Zusammenprall widerstreitender Interessen waren nicht schwer vorherzusagen. Tatsächlich schrieb ich schon vor fünf Jahren auf meiner damaligen Internetseite in einem Artikel mit der Überschrift »Werden die Globalisten jetzt einen weiteren Weltkrieg auslösen?«, Syrien besitze das Potenzial, sozusagen als hochwirksamer Katalysator einen weltweiten Konflikt auszulösen.

Dort ging ich auch auf die fragwürdige Geschichte von Kriegen ein, die im vergangenen Jahrhundert angezettelt worden waren. Dazu gehörten auch Aktionen unter falscher Flagge und vorgeschobene Ideologien, die von den Globalisten organisiert und verbreitet worden waren, um Nationen zunächst zu entzweien und dann gegeneinander aufzuhetzen.
Diese Strategie inszenierter Kriege (oft begleitet von ebenso künstlich herbeigeführten wirtschaftlichen Zusammenbruchskrisen) wurde in der Geschichte von den Eliten immer wieder eingesetzt, um Chaos zu schüren und dann ihre Macht zu konsolidieren und zu zentralisieren, während die Masse der Menschen von Ängsten gepackt orientierungslos in Passivität verharrt.
Schon 2010 lagen die Probleme im Zusammenhang mit Syrien auf der Hand:
»Womit haben wir es hier zu tun? Einem atomar bewaffneten Israel juckt es in den Fingern, den Iran anzugreifen. Der Iran seinerseits hat mit Syrien ein Verteidigungsbündnis gegen Israel abgeschlossen. Auf syrischem Boden wiederum befinden sich russische Marinestützpunkte und russische Waffen. Und die USA toben im gesamten Nahen und Mittleren Osten herum und mischen die Region unkontrolliert zur Verärgerung aller bis an die Grenzen Pakistans und des Jemens auf. Wir haben es hier mit einem von den Globalisten zusammengebrauten Rezept für eine Katastrophe zu tun, wobei sie die gleichen Zutaten wie schon bei den letzten größeren Kriegen benutzen …«
Ein Jahr nach Veröffentlichung jenes Artikels brach der Aufstand mit der anfänglichen »Protestbewegung Daara« in Syrien mit verdeckter Unterstützung verschiedener Geheimdienste, darunter auch die CIA, los. 2012 machte ich mich daran, in meinem Artikel »Die Domino-Steine Syrien und der Iran führen zum Weltkrieg« meine ursprüngliche Theorie, Syrien könnte der Auslöser eines weltweiten Konflikts sein, noch einmal zu überprüfen.
Dazu hielt ich es für erforderlich, die Entwicklungstrends in der Region zusammenzufassen und darzulegen, wohin sie führen könnten und wie die Globalisten jedes dieser Szenarien dazu benutzen könnten, einen inszenierten Konflikt zwischen Ost und West vom Zaun zu brechen. Ich sagte vorher, es werde sich erweisen, dass der gesamte syrische Aufstand von NATO- Interessen inszeniert worden sei.
Dabei stütze ich mich u.a. auf das auffällige Gebaren des Council on Foreign Relations, der in öffentlichen Erklärungen plötzlich al-Qaida in Syrien unterstützte. Die amerikanische Beteiligung bei
der Finanzierung und Ausbildung der Organisation, die wir heute als Islamischen Staat (oder al-Qaida 2.0) kennen,steht heute außer Frage.

Weiter sagte ich vorher, amerikanische Bodentruppen würden in Syrien eingreifen. Auch dies ist geschehen, auch wenn die amerikanische Regierung weiterhin daran festhält, ihre Zahl und ihr Einsatz seien »begrenzt«. Ein amerikanisches Eingreifen in Syrien, so erklärte ich, werde aller Wahrscheinlichkeit nach eine militärische Reaktion seitens Russlands und eine finanzielle Reaktion seitens Chinas nach sich ziehen.
China hat bisher den Syrien Konflikt zwar noch nicht als Vorwand genutzt, um massenweise amerikanische Staatsanleihen abzustoßen, aber Russland hat sich dazu entschlossen, Luftangriffe durchzuführen und bereitet eine Bodeninvasion vor, an der bis zu 150 000 Soldaten beteiligt sein könnten.
Einige der Entwicklungen, die ich in meinen früheren Artikeln vorhersagte, haben bisher noch nicht stattgefunden, oder sind der Öffentlichkeit noch nicht bekannt geworden, obwohl ich davon ausgehe, dass die gegenwärtigen Entwicklungen sie jederzeit auslösen könnten. So ist meiner Ansicht nach Israel immer noch der Joker in der Syrienkrise. Ein militärisches Vorgehen Israels ist insbesondere als Vergeltungsschlag gegen den Iran für dessen zunehmenden Einfluss in der Region mehr als wahrscheinlich.
Auch eine stärkere amerikanische Beteiligung, einschließlich des Einsatzes größerer Marineeinheiten, ist nicht auszuschließen. Und sollten die USA oder Israel die Lage weiter anheizen, könnte der Iran sich genötigt sehen, die Straße von Hormus – möglicherweise sogar mit russischer
Unterstützung – zu blockieren.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat angedeutet, israelische Aktivitäten im syrischen Luftraum könnten abgeblockt werden, und bereits jetzt sind Berichte über »Beinahezusammenstöße« zwischen russischen und israelischen Kampfflugzeugen aufgetaucht.
Die amerikanischen »Beziehungen« zu Russland haben einen Tiefpunkt wie noch nie seit der Ära des Kalten Krieges erreicht. In der Zwischenzeit haben die Globalisten alle notwendigen Zutaten für die weitere Eskalation der Interessenkonflikte vorbereitet, die tatsächlich in einen offenen Weltkrieg münden könnten. Vor diesem Hintergrund sind verschiedene Arten von Kriegführung denkbar. Wie ich bereits vor fünf Jahren erklärte, ist es für die Eliten nicht notwendig, bis zu einem Atomkrieg zu gehen, um einer allgemeinen Zusammenbruchskrise den Weg zu bereiten.
Auch wirtschaftliche Kriegführung hätte für viele Regionen der Welt und insbesondere die USA selbst ähnlich verheerende Folgen. Innerhalb weniger Monate könnte es zu einem massiven Bevölkerungsrückgang aufgrund von Hungersnöten kommen, wobei weite Teile der Infrastruktur intakt blieben.
Wirtschaftliche Kriegsführung eignete sich auch hervorragend dazu, die Öffentlichkeit von den Verbrechen der internationalen Finanzelite abzulenken. Unser weltweites Finanzsystem befindet sich bereits inmitten einer Implosion, die absichtlich durch die destruktive Politik der Zentralbanken in Gang gesetzt wurde.
Aber inmitten eines Wirtschaftskrieges können derartige monetäre Grausamkeiten einfach auf die »Heimtücke des Ostens« geschoben werden. Das Debakel in Syrien lässt ein Szenario eines
Wirtschaftskrieges zwischen Ost und West in den Augen vieler Menschen »glaubhaft« erscheinen. Aber in naher Zukunft ist durchaus auch mit einer Ausweitung offener regionaler kriegerischer Konflikte zu rechnen.

Saudi-Arabien hat die russische und iranische Intervention in Syrien scharf verurteilt und seine Unterstützung für die »moderaten Rebellen« verstärkt. Wie man allerdings in den letzten Jahren immer wieder sehen konnte, gibt es faktisch keine moderaten Rebellen in Syrien, da diese Gruppen weiterhin Gelder und Waffen aus dem Westen erhalten und sich dann dem Islamischen Staat (IS/ISIS/ISIL) anschließen.
Saudi-Arabien hat zudem deutlich gemacht, es werde niemals eine Situation akzeptieren, in der das Assad-Regime weiterhin in Syrien an der Macht sei. Sie drohten mit einer militärischen Reaktion für den Fall, dass es Assad gelänge, den Aufstand niederzuschlagen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Saudi-Arabien bereits mit Kampftruppen im Jemen aktiv ist.
Auch die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wachsen im Zusammenhang mit der iranischen Einmischung in Syrien, auch wenn die Saudis vor Kurzem die Beilegung des Atomstreits zwischen den USA und dem Iran begrüßten. Der European Council on Foreign Relations warnte bereits, es gebe gegenwärtig keine »Mediatoren für eine Deeskalation« in der Region. Aber dies ist natürlich genau die Situation, die ihnen wünschenswert erscheint.
Auch die Türkei ist zu einem wichtigen Akteur geworden. Türkische Regierungsvertreter haben Russland Verletzungen des türkischen Luftraums vorgeworfen, und türkische Soldaten kämpfen zumindest in begrenztem Umfang in Syrien und dem Irak. Die Lage in Syrien ist hochexplosiv, und überall gibt es Funken, die eine verheerende Explosion auslösen können. Die Globalisten haben ein Umfeld geschaffen, in der es praktisch jederzeit zu einer Kettenreaktion kommen kann.
Eine weitere, eher unerwartete Folge der Syrien-Krise betrifft die gegenwärtigen Bemühungen der Eliten, die Flüchtlingsströme aus Syrien dazu zu nutzen, im Rahmen einer »Cloward-Piven-Strategie« die Europäische Union und vielleicht sogar die USA sozial und wirtschaftlich zu »überlasten«.
Die marxistische Soziologin Frances Fox Piven und ihr bereits verstorbener Ehemann Richard Cloward hatten in den 1960er- und 1970er-Jahren vorgeschlagen, den Kapitalismus durch»instrumentierte Krisen« in die Knie zu zwingen. Bereits jetzt ist die Zahl der erwarteten Einwanderungen dieser Flüchtlinge, von denen viele noch nicht einmal aus Syrien stammen, in die USA von 10 000 auf 100 000 Personen angewachsen. Ich befürchte, dass diese Zahl sogar noch auf eine Million Flüchtlinge oder mehr ansteigen wird, die sich alle in Richtung USA auf den Weg
machen werden. Unter ihnen werden sich mit Sicherheit auch viele Extremisten befinden.

Ungeachtet der drohenden Entwicklungen ist es unbedingt notwendig, sich daran zu erinnern, dass praktisch alle Aspekte der Krise bewusst inszeniert wurden. Krieg und Verzweiflung aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung sind die ultimativen Werkzeuge, um grundlegende weltweite Veränderungen herbeizuführen.
Sie machen sozusagen reinen Tisch und manipulieren die öffentliche Wahrnehmung durch das Schüren tiefsitzender Ängste. Das, was heute noch für unmöglich gehalten wird, erscheint morgen nach Ausbruch der Katastrophe sogar vernünftig. Dies schließt die endgültige Abschaffung verfassungsmäßiger Rechte, die Militarisierung unserer Gesellschaft, den Verlust unseres finanziellen Wohlstandes, ein extremes Absinken des Lebensstandards und die ultimative Zentralisierung aller Macht mit ein.
Wichtig ist auch, sich klarzumachen, dass es in diesem Konflikt keine »Seiten« gibt. Der vermeintliche Ost-West-Konflikt ist eine Farce epischen Ausmaßes und war dies schon immer. Vermeintliche Seiten oder Lager, denen man sich anschließen muss, dienen dazu, die Öffentlichkeit abzulenken und zu verunsichern. Zusätzlich sollen sie schon einmal die Voraussetzungen für spätere Schuldzuweisungen schaffen. Sie sind das Gegenbild zur Wahrheit.
Die Frage, die sich heute stellt, betrifft die zeitliche Dimension. Wann wird ein entsprechender Auslöser betätigt? Wie lange wird es noch dauern, bevor israelische Kampfflugzeuge russischen oder iranischen Kampfflugzeugen begegnen? Und wann werden sich amerikanische und russische Soldaten gegenüberstehen? Wie lange wird es noch dauern, bevor Israel oder Saudi-Arabien den Iran angreifen? Und selbst wenn sich die USA völlig aus dem Konflikt zurückzögen, wie lange würde es dauern, bevor uns die gesamte Dynamik des Nahen und Mittleren Ostens um die Ohren fliegt und der amerikanische Dollar seinen Petro-Status verliert?
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die gegenwärtigen Ereignisse eine reißende finanzielle und politische Sturmflut erzeugen, kann man sich kaum vorstellen, dass es noch lange dauern wird, bis wir die Antwort auf all diese Fragen erfahren werden.
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