Riesiges Ölvorkommen in Israel entdeckt – droht ein großer Krieg im Nahen Osten?
Michael Snyder
In Israel wurde ein Ölvorkommen entdeckt, das Milliarden Fass Öl enthalten soll – ein Fund, der Israel auf Jahrzehnte zum Selbstversorger machen könnte. Die Sache hat jedoch einen Haken: Entdeckt wurde das Lager in den Golanhöhen, jenem Gebiet, das Israel Syrien 1967 während des Sechstagekrieges abnahm.

Nach Ansicht von Israels Regierung gehören die Golanhöhen nun zum israelischen Staatsgebiet. Aber die Vereinten Nationen erkennen Israels Anspruch nicht an, sondern erklären vielmehr, dass das Gebiet eigentlich Syrien zusteht. Nun wurden ausgerechnet dort gewaltige Ölmengen entdeckt. Wie wirkt sich das auf die Spannungen in der Region aus? Könnte dies der Funke sein, der einen Dritten Weltkrieg auslöst?
Ich war ganz schön verblüfft, als ich die Meldung von dem Erdölfund las. Seit seiner Staatsgründung 1948 musste Israel praktisch all sein Öl importieren, insofern könnte der Fund in den Golanhöhen die Dinge ganz schön auf den Kopf stellen. Hier ein Auszug aus einemisraelischen Artikel zu dem Fund:
»Bei drei Probebohrungen im Süden der Golanhöhen wurden große Ölvorkommen entdeckt. Die mögliche Fördermenge ist gewaltig, die Rede ist von Milliarden Fass, genug, um Israels Ölbedarf locker zu decken. Aktuell verbraucht Israel rund 270 000 Barrel Öl pro Tag.Dass dort Öl ist, ist unbestritten, aber der schwierige Teil besteht nun darin, herauszufinden, wie leicht das Öl gefördert werden kann und wie hoch die Produktionskosten wären. In einer Zeit, in der der Ölpreis auf sehr niedrigem Niveau liegt, muss die Förderung vergleichsweise günstig sein, damit sich die Erschließung des Feldes lohnt.Israels Erdgasfunde im Mittelmeer haben eine völlig neue Energiebranche entstehen lassen. Genauso könnte der Fund in den Golanhöhen nun der Startschuss für einen komplett neuen Industriezweig darstellen.«
Aktuell liegt der Preis für amerikanisches Öl bei knapp 50 Dollar pro Barrel (179 Liter). Wenn wir also über »Milliarden« Barrel Öl reden, ist hier eine gewaltige Summe im Spiel. Glaubt
irgendjemand, dass Syrien und die anderen arabischen Nachbarn Israels tatenlos zusehen werden, während Israel »ihr Öl« aus der Erde holt?

Offensichtlich handelt es sich um einen höchst ungewöhnlichen Fund. Hier, was ein Wissenschaftler dem israelischen Fernsehen zu der Entdeckung zu sagen hatte:
»Wir sprechen hier von einer Schicht, die 350 Meter dick ist, und es kommt auf die Dicke und die Porosität an. Durchschnittlich sind derartige Schichten 20 bis 30 Meter dick, hier haben wir eine zehn Mal so dicke Schicht, wir reden also über beträchtliche Mengen«, sagte der Geologe Juwal Bartow von Afek Oil & Gas im israelischen Fernsehen.
Natürlich sind das großartige Neuigkeiten für Israel, aber diejenigen, die Israel die Golanhöhen wegnehmen wollen, haben nun einen Grund mehr, ihre Anstrengungen zu intensivieren. Hier, was ein jüdischer Nachrichtenverlag schreibt:
»Seit es das strategisch wichtige und wasserreiche Gebiet 1967 während des Sechstagekrieges verlor, erhebt Syrien Anspruch auf den gesamten Golan.Lässt sich das Öl fördern, würde dies einen gewaltigen Glücksfall für Israel darstellen. Gleichzeitig wäre es für den jeweiligen Machthaber in Syrien und für die an Assads Seite kämpfende, vom Libanon aus agierende Hisbollah ein enorm wichtiger Grund, gegen Israel in den Krieg zu ziehen.«
Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern überzukochen drohen. Regelmäßig prallen derzeit israelische Sicherheitskräfte und palästinensische Demonstranten im Zentrum Jerusalems aufeinander. Zeitweilig war Palästinensern
erstmals seit Jahrzehnten sogar wieder der Zugang zur Altstadt Jerusalems untersagt. Vorausgegangen war eine Reihe Messerangriffe und Schießereien.

So schlimm ist die Lage, dass Benjamin Netanjahu sogar seinen geplanten Deutschland-Besuch absagte, weil er es für wichtiger hielt, sich um die Lage daheim zu kümmern. Dazu ein Auszug aus einemReuters-Artikel:
»Israels Ministerpräsident hat am Mittwoch seinen Deutschland-Besuch abgesagt. Vorausgegangen waren eine Reihe Angriffe auf Israelis. So war ein israelischer Soldat mit einem Messer attackiert worden. Der Angreifer, mutmaßlich ein palästinensischer Milizionär, wurde nach Angaben der Polizei daraufhin von Sondereinsatzkräften erschossen.Die Gewalt auf den Straßen nimmt in Israel derzeit stetig zu. Auf israelischer wie palästinensischer Seite wird von der Obrigkeit versucht, die Lage zu beruhigen. Angefacht wird die Gewalt von Auseinandersetzungen rund um Jerusalems Al-Aksa-Moschee, die drittwichtigste religiöse Stätte des Islam. Der Ort wird auch von den Juden verehrt, weil hier zwei historische jüdische Tempel gestanden haben.Beim dritten Messerangriff innerhalb weniger als einer Woche ging am Mittwoch eine junge Palästinenserin auf einen Israeli los. Der Vorfall trug sich in der Nähe der umstrittenen Stätte zu. Der verwundete Mann schoss die junge Frau an.«
Es ist ein scheinbar endloser Kreislauf aus Konflikten und Gewalttaten. Auf der Suche nach einer Lösung fängt die internationale Gemeinschaft inzwischen an, zu verzweifeln. Immer lauter werden
die Rufe nach der Gründung eines Palästinenserstaates. Die meisten internationalen Politiker vertreten die Ansicht, in die Region würde endlich Stabilität einziehen, wenn die beiden Staaten friedlich koexistieren könnten.

Viele Beobachter hatten damit gerechnet, dass Frankreich im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Resolution für die förmliche Anerkennung eines Palästinenserstaates einbringen würde. Bislang ist das nicht erfolgt, aber es besteht noch die Möglichkeit, dass über diesen Antrag in den kommenden Wochen abgestimmt wird. Frankreich hat angedeutet, man werde das Thema nicht ohne die Zustimmung der USA vorantreiben. Das bedeutet, es liegt in den Händen von Barack Obama, wie es mit Israel und den Palästinensern weitergehen wird.
Was wird der amerikanische Präsident tun?
Politico berichtet, Harry Reid, Fraktionsvorsitzender der Demokraten im Senat, habe Obama zwei Mal aufgefordert, öffentlich zu erklären, dass er gegen einen entsprechenden Antrag Frankreichs sein Veto einlegen werde. Obama habe bislang nicht geantwortet.
»Der Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Senat, Harry Reid, wurde dieses Jahr zwei Mal vorstellig bei Denis McDonough, dem Stabschef des Weißen Hauses. Reid wollte eine öffentliche Aussage von Präsident Barack Obama, dass dieser gegen alle Uno-Resolutionen ein Veto einlegen würde, die einen unabhängigen Palästinenserstaat fordern.Beide Male reagierte Obama nicht.«

»Im Juni wollten sich Obama und Samantha Power, die amerikanische UNO-Botschafterin, nicht darauf festlegen lassen, eine Palästinenser-Resolution zu blockieren.Kurz nach Earnests Äußerungen wandte sich Reid, Obamas treuester Verbündeter auf dem Capitol Hill, hinter den Kulissen zunächst an McDonough mit der Bitte, dass der Präsident seine Haltung ändere.McDonough erklärte, das Weiße Haus »werde das Thema überdenken«, hieß es aus dem Umfeld des Geschehens. Geschehen sei nichts.Beim zweiten Mal argumentierte Reid – der sich im Laufe seiner Senatskarriere stets sehr für Israel eingesetzt hat -, dass eine derartige Erklärung Obamas helfen würde, die nervösen Demokraten im Senat zu beruhigen. Diese waren dabei abzuwägen, ob sie das vom Präsidenten eingefädelte Atomabkommen mit dem Iran unterstützen sollen. Reid war guter Dinge, ein Nein des Senats zum Iran-Deal verhindern zu können, aber angesichts heftigen Widerstands aus dem pro-israelischen Lager wollte er sichergehen, dass er tatsächlich über die nötigen Stimmen verfügte.«
Ich glaube, wenn es hart auf hart kommt, wird sich Barack Obama letztlich voll und ganz hinter die Resolution stellen, die Frankreich ausarbeitet. Ich denke, wir werden einen international anerkannten Palästinenserstaat erleben, aber ich glaube auch, dass dies nur die Bühne bereiten wird für einen Krieg, wie ihn der Nahe Osten noch nicht erlebt hat.
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