Sonntag, 4. Oktober 2015

Gold – Je absurder das System, desto wertvoller wird das Edelmetall

Gold – Je absurder das System, desto wertvoller wird das Edelmetall

Simon Black

Vor rund vier Monaten geschah im kanadischen Edmonton etwas sehr Ungewöhnliches. Am 2. Juni sackte dort der Preis für Propan ins Negative, eine Gallone Propan kostete unglaubliche minus 0,625 US-Cent. Es ist schwer zu glauben, dass der Preis eines Rohstoffs vom Markt so weit gedrückt werden kann, dass die Hersteller den Käufern Geld dafür geben müssen, ihre Ware loszuwerden. Das ist nicht nur extrem billig, es ist auch völlig bescheuert.

Nun muss man sagen, dass das bei einigen Rohstoffen immer wieder einmal vorkommen kann und es dann meist gute Gründe dafür gibt. Ein negativer Preis könnte beispielsweise für ein dramatisches Überangebot sprechen, das dazu führt, dass die Lagerkosten des Rohstoffs den Wert der Ware übersteigen. Manchmal können sogar Dinge wie Immobilien einen negativen Wert haben, beispielsweise wenn ein Gebäude so heruntergekommen ist, dass der Wert des Grundstücks geringer ist als die Abrisskosten.
Manchmal jedoch bedeutet ein negativer Preis schlicht, dass die Märkte völlig kaputt sind. Die Hauptaufgabe eines Marktplatzes besteht in der sogenannten Preisfindung. Das ist eine unglaublich wichtige Aufgabe, bei der Käufer und Verkäufer gemeinsam den wahren Wert eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Vermögenswerts bestimmen.

Man kann sich das ähnlich wie eine Auktion vorstellen: Sie wollen wissen, was Ihre alten Baseball-Sammelkarten tatsächlich wert sind? Stellen Sie sie auf Ebay, dann wird der Markt es Ihnen sagen.

Doch es gibt ein Problem: Heutzutage sind die Märkte dermaßen stark manipuliert, dass die Preisfindungsmechanismen nicht mehr richtig funktionieren. Ein Beispiel: Der wichtigste »Preis« weltweit ist der Preis des Geldes, also die Zinsen. Davon, wie teuer das Geld ist, hängt der Preis zahlloser anderer wichtiger Vermögenswerte und Rohstoffe ab, seien es Aktien, Anleihen, Öl oder Immobilien.

Und dennoch überlässt man es nicht dem Spiel des Markts, diesen so eminent wichtigen Preis festzulegen. Stattdessen wird er von einem nicht gewählten Ausschuss von Notenbankern bestimmt. Und indem sie den Preis des Geldes festlegen, haben diese Banker direkten Einfluss auf den Preis von nahezu ALLEM. Bis hin zum Propan in Alberta.

Dann gibt es natürlich auch noch die heimtückischeren Formen der Preismanipulation. Mehr und mehr dieser Praktiken werden bekannt.

2012 beispielsweise gab es den beschämenden Libor-Skandal, als diverse Banken einräumen mussten, dass sie sich in krimineller Weise verschworen hatten, die Zinssätze zu manipulieren. In den USA laufen diverse Klagen von Investoren, die Banken und Brokern vorwerfen, den US-Markt für Staatsanleihen manipuliert zu haben.

Die US-Regulierungsbehörde FERC hat kürzlich Anklage erhoben gegen den französischen Mineralölkonzern Total und dessen britischen Wettbewerber BP. Die Firmen sollen die Erdgaspreise manipuliert haben. Und sowohl das amerikanische Justizministerium als auch die Schweizer Wettbewerbskommission ermitteln gegen einige Banken, weil diese sich abgesprochen haben sollen, gemeinsam die Preise für Gold und Silber zu manipulieren.

Die Märkte sind also nicht nur kaputt, es finden zudem noch außerordentlich viele Manipulationen statt. In der Summe heißt das, dass sehr häufig die Preise absolut gar nichts zu sagen haben. Nehmen wir Gold und Silber. Zwei langfristige Wertanlagen, deren Preis zuletzt gesunken ist.

Bitte nicht vergessen, dass wir von Preisen sprechen, die auf dem Papier stehen, soll heißen, diese Preise wurden auf kaputten Rohstoffmärkten festgelegt, stark von Zentralbanken beeinflusst und von Investmentbanken auf kriminelle Weise manipuliert.

Ist dieser Preis also tatsächlich ein gültiger Indikator des wahren Werts? Nicht im Geringsten.

Die Kluft zwischen dem »Papierpreis« von Silber und dem »physikalischen Preis« wird immer größer.

Das zeigt sich schon daran, dass derzeit ein absoluter Mangel an echtem Silber herrscht. Die Papierpreise von Gold und Silber werden auf den Finanzmärkten durch Rohstoffbörsen bestimmt (und manipuliert).

Man sollte sich das nicht so vorstellen, als ob die Händler um Säcke voller Münzen sitzen und sich ein Wettbieten darum liefern, wer einen Sack davonschleppen darf. Vielmehr handeln sie mit Kontrakten auf Papier oder elektronischen Kontrakten, die von Händlern und Banken hin- und hergeschoben werden.

Und tatsächlich sind die Gold- und Silberkontrakte, die auf den Rohstoffbörsen gehandelt werden, speziell für Menschen ausgelegt, die absolut keinerlei Interesse daran haben, irgendwann einmaldas echte Edelmetall in Händen zu halten.

Ein Beispiel dafür: Der Papierpreis für das Silber, das in Chicago gehandelt wird, basiert auf einem Kontrakt, der eigentlich damit enden sollte, dass der Käufer echtes Silber in die Hand gedrückt bekommt.

Doch die von der Börse festgelegten Bestimmungen machen es möglich, dass bis zu zehn Prozent WENIGER Silberunzen geliefert werden, als im Kontrakt vereinbart. Und in London gibt es die »Good Delivery«-Regeln der London Bullion Market Association. Diese sehen vor, dass Barrensilber bis zu 25 Prozent weniger wiegen darf, als im Vertrag festgelegt.

Erstaunlich. Das wirft natürlich die Frage auf: Wer in aller Welt würde 1000 Unzen Silber erwerben, wenn die Börse nur 750 Unzen liefern müsste?!

Jeder, der echtes Gold oder echtes Silber besitzen will, würde sich doch viel eher an seinen örtlichen Münzhändler wenden. Terminkontrakte dagegen sind etwas für Banker und Trader. Die Papierpreise sind etwas für Ökonomen und Reporter.

Die massiv manipulierten Rohstoffmärkte sollte man schlicht ignorieren. Der wahre Wert lässt sich viel besser daran ermessen, wie knapp Silber derzeit ist, speziell in Nordamerika. All diese Kontrakte und Preise zeigen letztlich nur, wie kaputt das Finanzsystem in Wirklichkeit ist… was wiederum genau der Grund ist, weshalb man mehr Gold und Silber besitzen sollte.

Im Ernst: Wie verrückt ist unser Finanzsystem, wenn eben jene Institutionen, die unser Vertrauen einfordern, rund um die Welt ganz ohne Probleme die Preise von Vermögenswerten manipulierenkönnen? Dieses System ist der blanke Wahnsinn und das gilt ganz genauso für die Preise.

Insofern lasse ich mein Leben nicht von Preismeldungen beeinflussen. Von mir aus kann der Goldpreis genauso ins Negative stürzen wie der für Propan aus Alberta. Ich will ja nicht Papiergeld für Gold eintauschen, um es dann für noch mehr Papiergeld wieder zu verkaufen, wenn der »Preis« steigt.

Es geht vielmehr darum, Papiergeld gegen etwas Reales einzutauschen. Deshalb kauft man Gold. Sollen die Banken doch den Goldpreis manipulieren, so viel sie wollen. Der wahre Wert des Goldes besteht in seiner Rolle als langfristige Sparanlage und als Absicherung gegen ein kaputtes Finanzsystem. Je absurder das System, desto wertvoller wird Gold.






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